Herbst 2022: Mehrtageswanderung Graubünden - Teil 4

Die ersten Teile unseres Wanderabenteuer verpasst? Hier geht es zu den Teilen 1 - 3:

12. Tag: Sils Baselgia - La Veduta Julierpass (21.09.2022)

Blick auf Sils Baselgia

Den Ruhetag in Sils hatten wir so richtig genossen. Trotzdem waren wir froh, dass es heute wieder bergauf gehen würde - nach 10 Wandertagen waren wir mittlerweile nämlich so richtig im 'flow' und nach nun 2 Tagen ohne anstrengende Touren waren wir schon fast ein bisschen 'zappelig'. 

Unsere heutige Tour würde uns über die Fuorcla Grevasalvas auf 2688m nach La Veduta auf dem Julierpass führen. Mit ca. 11 km eher eine kürzere Tour zwar, mit gut 1000 Höhenmetern, den meisten davon auf den ersten 5-6 Kilometern, allerdings mit einem happigen Anstieg. 

Aussicht über den Silsersee

Zum Glück ging es aber eher gemächlich los - so wie wir es gern haben um ein bisschen in den Rhythmus zu kommen, bevor es dann so richtig bergauf geht. 

Der Weg startete direkt bei unserem Hotel in Sils Baselgia und folgte auf den ersten 3 Kilometern dem beliebten und wirklich schönen Rundweg um den Silsersee. Kurz vor der kleinen Maiensässsieldung Grevasalvas - bekannt aus der Fernsehserie 'Heidi' die 1978 hier gedreht wurde, zweigte unser Weg ab und von hier aus sollte es dann so richtig bergauf zur Fuorcla gehen. 

Aussicht über den Silsersee

Für den Aufstieg zur Fuorcla nahmen wir uns Zeit und schauten immer mal wieder zurück über den Silsersee und genossen die wunderschöne Aussicht, denn nach 5 Tagen würden wir das Engadin heute wieder verlassen. Landschaftlich ist das Engadin gerade für mich als Landschaftsfotograf natürlich immer ein besonderes Highlight, aber auch zum Wandern ist es einfach schön. Ein kleines bisschen wehmütig war ich deshalb, als wir uns der Fuorcla näherten und dieses Kapitel unserer Wanderung somit zu Ende ging. 

Aussicht über den Silsersee
Aussicht auf Blaunca
Aussicht auf das Engadiner Heididörfli Grevasalvas
Aussicht ins Bergell und die Staumauer Albigna
Auf dem Weg zur Fuorcla Grevasalvas

Der Aufstieg auf die Fuorcla Grevasalvas dauerte gut 3 Stunden. Begegnet auf dem Weg zur Fuorcla sind wir nur einigen Jägern, denn die zweite Hälfte der Hochjagd hatte vor wenigen Tagen begonnen. Wo Jäger sind gibt es auch Wild würde man meinen, gesehen haben wir davon aber leider nichts. Die Jäger offenbar jedoch auch nicht, denn Schüsse waren an diesem Morgen in unserer Nähe keine zu hören. Gut für das Wild 😊

Die letzten Meter zur Fuorcla Grevasalvas

Wie wir es uns schon gewohnt waren, veränderte sich das Terrain irgendwann recht plötzlich und aus dem schönen Bergweg wurde fast von einem Schritt zum nächsten eine Steinwüste, über die wir uns den Weg bis zur Fuorcla suchen mussten. Wie eigentlich fast überall in unserem schönen Wanderland, war jedoch auch hier der Weg perfekt markiert und so schafften wir die letzten nun ziemlich steilen Höhenmeter auf die Fuorcla mühelos. 

Auf der Fuorcla Grevasalvas auf 2688m

Auf der Fuorcla Grevasalvas angekommen, konnten wir noch einmal einen letzten Blick zurück ins Engadin werfen und endlich wieder einmal hatten wir uns auch einen Gipfelschnapps verdient. Nicht, dass wir während der letzten Tage über meinen Geburtstag nichts getrunken hätten... aber es ist halt schon etwas anderes, wenn man irgendwo verschwitzt hoch oben steht und das Gefühl hat, man habe sich den Schnapps auch verdient 😊

Aussicht von der Fuorcla Grevasalvas
Leg Grevasalvas

Von der Fuorcla ging es nun wieder bergab - zum Glück nicht so steil wie aufwärts - und nach ca. 45 Minuten erreichten wir den Leg Grevasalvas auf 2390 M.ü.M, wo wir uns eine ausgiebige Mittagspause verdient hatten. Das Wetter meinte es einmal mehr gut mit uns und so gab es nach dem Zmittag aus dem Rucksack sogar noch ein kleines Mittagsschläfchen an der Sonne. Und die ganzen Mutigen gönnten ihren Füssen sogar noch ein erfrischendes Bad in diesem wunderschönen Bergsee...   🦶💦

Fussbad im Leg Grevasalvas
Leg Grevasalvas
Blick zurück auf den Leg Crevasalvas

Mit der Rast konnten wir uns auch deshalb genug Zeit lassen, weil es bis zu unserem Ziel auf dem Julierpass nicht mehr weit war - allerhöchstens noch 40 Wanderminuten. Vom See aus ging es zuerst aber noch einmal ca. 70 Höhenmeter aufwärts - gerade genug, um noch einmal eine schöne Aussicht zurück auf den Leg Grevasalvas zu haben. Was für ein wunderschönes Bergpanorama... 😍

Aussicht auf den Julierpass

Nach diesem letzten Blick zurück auf den See konnten wir vor uns danach schon bald die Julierpassstrasse mit dem dominanten, roten und rund 30 Meter hohen Theaterturm sehen. Dieser wurde 2017 gebaut und soll im Jahre 2023 dann wieder abgebaut werden. Der Turm sieht mit seiner roten Farbe in dieser Bergwelt natürlich ein bisschen fehl am Platz aus - ein Hingucker ist er aber allemal. 

Blick auf die Julierpass Strasse

Folgt man mit dem Blick der Julierstrasse entlang talwärts, kann man fast bis nach Bivio sehen und auch die Fuorcla da la Valletta, die wir vor einigen Tagen von Juf her kommend überquert hatten, kann man in der Ferne erahnen. 

 

Unser Ziel heute war aber das Ospizio la Veduta, welches sich etwas unterhalb der Passhöhe befindet. Vor dem Zimmerbezug haben wir bei einem kühlen Ankunftsdrink noch die wirklich allerletzten Sonnenstrahlen des Tages vor dem Ospizio genossen. Ein weiterer wunderschöner Wandertag geht langsam zu Ende und wir lassen ihn mit einem feinen Nachtessen im Ospizio gemütlich ausklingen. 

Wanderung von Sils Baselgia über die Fuorcla Grevasalvas nach La Veduta auf dem Julierpass

13. Tag: La Veduta (Julierpass) - Fuorcla digl Leget - Alp Flix

Unterwegs im Val d'Agnel

Übers Wetter mussten wir uns auf unseren letzten Wandertagen so überhaupt keine Gedanken mehr machen... immer noch ziemlich kühl zwar am Schatten, aber ansonsten ein Tag schöner als der andere. Und so starteten wir auch unseren letzten richtigen Wandertag auf die Alp Flix bei wolkenlosem Himmel. 

 

Unterwegs im Val d'Agnel

Der Wanderweg führte direkt vom Ospizio aus aufwärts in das wunderschöne Val d'Agnel. Folgt man diesem Tal bis zum Talabschluss, kommt man über die Fuorcla d'Agnel zur Jenatsch Hütte. Unser Weg war heute aber ein anderer. Etwa in der Mitte des Tales würde unser Weg links abzweigen und uns über die Fourcla digl Leget  auf die Alp Flix führen. Mit gerade mal knapp 11 Kilometern und 700 Höhenmetern aufwärts eine eher gemächliche Tour. Allerdings mit fast 1000 Höhenmetern abwärts , die gerade in bergigem Gelände und mit dem Schnee, der in der Höhe immer noch lag, ja auch nicht ohne sind. 

Unterwegs im Val d'Agnel

Vom Schnee in der Höhe war zu Beginn der heutigen Tour aber noch überhaupt nichts zu sehen. Ein wunderschönes Bergtal, durchzogen von einem Bergbach, welcher die Wiesen um ihn herum auch jetzt im September immer noch saftig erscheinen liessen.  Wir genossen diese schöne Gegend und machten noch eine Rast, bevor der Weg Richtung Fuorcla steiniger werden würde. 

Unterwegs auf die Fuorcla digl Leget
Unterwegs Richtung Fuorcla digl Leget

Wie so oft - wir waren uns das nun sch0n gewöhnt - änderte sich der Untergrund ab einer Höhe von ca. 2500 Metern schlagartig und der Weg wurde immer steiniger, was einem jeweils das Gefühl gibt, so richtig mitten in den Bergen zu sein. Und nun war auf einmal auch der Schnee, der vor einigen Tagen gefallen und hier oben liegen geblieben war, wieder nah. Ein wirkliches Problem stellten diese Schneefelder aber nicht dar, zumindest nicht beim Aufstieg. 

Auf der Fuorcla digl Leget auf 2711 Metern

Die Fuorcla digl Leget auf 2711 Metern erreichten wir bereits nach nicht einmal 2 Stunden Marschzeit und somit mehr oder weniger mühelos, da unsere Tour heute ja auch bereits auf über 2200 Metern startete. 

Es würde dies der letzte Pass unserer gesamten Tour sein, was uns schon ein bisschen wehmütig werden liess. Über insgesamt 8 Pässe waren wir auf unserer Tour gewandert und nun würde diese schon bald zu Ende gehen. Für einmal haben wir deshalb mit dem Gipfelschnapps nicht alleine auf die Passhöhe angestossen, sondern auf die ganze Tour. 

Blick zurück von der Fuorcla digl Leget
Gemse auf dem Abstieg von der Fuorcla digl Leget

Noch war die Tour aber nicht vorbei, denn die Schwierigkeit am heutigen Tag war für einmal ganz klar nicht der Aufstieg, sondern der Abstieg. Gerade zu Beginn ging es nämlich ziemlich steil bergab und zudem war der Weg stellenweise hier immer mal wieder etwas eisig. Aber auch diese letzte Prüfung meisterten wir problemlos und hatten auf dem Abstieg von der Fuorcla zudem sogar noch das Glück, eine kleine Gruppe Gemsen zu sehen - wer ganz genau hinschaut, kann sie im Bild erkennen, braucht aber zugegebenermassen ziemlich gute Augen 🔎🤓

Das Murmeltier hält Wache - ein Fotograf ist offenbar keine Gefahr

Schon bald wurde es um uns herum wieder grüner und im Gegensatz zu den Gemsen vorher, konnten wir dieses Murmeltier nicht nur hören sondern auch ohne Fernglas gut sehen. 

Das steilste Stück des Abstieges hatten wir nach knapp einer Stunde geschafft und es ging danach für eine längere Zeit fast geradeaus dem Hang entlang in Richtung Kanonensattel. Das grösste Problem auf diesem Wegstück war der starke Wind, der uns nun plötzlich entgegen wehte und der tatsächlich ziemlich eisig war, so dass wir unsere Jacken trotz strahlendem Wetter wieder aus dem Rucksack kramen mussten. 

Kleiner See auf dem Weg zur Alp Flix

An einem winzig kleinen See machten wir etwas windgeschützt hinter einem grossen Stein unsere Mittagsrast. Bis zur Alp Flix würde es höchstens noch eine Stunde dauern und zeitlich waren wir einmal mehr sehr gut dran, weshalb wir es auch heute gemächlich nehmen konnten. So genossen wir noch ein paar wärmende Sonnenstrahlen, bevor wir uns wieder 'in den Wind' wagten und die letzten Meter auf die Alp Flix in Angriff nahmen. 

 

Berghaus Piz Platta auf der Alp Flix

Auf der Alp Flix übernachteten wir im Berghaus Piz Platta und hier wurden wir zum Abschluss unserer Tour noch einmal so richtig verwöhnt. Das Abendessen war für ein Berghaus auf überraschend hohem Niveau und schmeckte Gang für Gang ausgezeichnet. Auch unser Zimmer war sehr gemütlich und die Aussicht auf den Sternenhimmel in der Nacht unvergesslich. Hier stimmt wirklich alles und wir können die Alp Flix und das Berhaus Piz Platta wirklich nur wärmstens empfehlen. Es war für uns auf jeden Fall der perfekte Abschluss einer perfekten Tour. ❤️

Wanderung von La Veduta auf dem Julierpass über die Fuorcla digl Leget auf die Alp Flix

14. Tag: Alp Flix - Sur

Kleine Kirche auf der Alp Flix

Diese letzte Etappe ist schnell erzählt, denn von der Alp Flix ging es nur noch auf direktem Weg hinunter nach Sur, von wo aus wir den Heimweg antreten würden. Zuerst gab es aber noch ein ausgiebiges Frühstück mit allem was das Herz begehrt, bevor wir ein letztes Mal unsere Wanderstiefel schnürten und uns auf den knapp stündigen Abstieg nach Sur machten.  

Blick zurück auf die Alp Flix und das Berghaus Piz Platta

Und so endet mit diesem letzten Blick zurück auf die Alp Flix die Erzählung über unsere Herbsttour 2022 durch das schöne Bündnerland. Knapp 150 Kilometer und 9000 Höhenmeter sind es schlussendlich geworden und so manch ein Fluch ist dabei gefallen. Bleiben werden uns  aber vor allem unzählige schöne Erinnerungen und noch viel mehr Ideen für nächste Touren. 

 

Vielen Dank an alle Leser, die bis zum Schluss durchgehalten haben - das war fast noch die grössere Leistung als es die Wanderung selbst war  😄

 

Falls ihr Fragen oder Anmerkungen habt zur Tour, schreibt einfach in die Kommentare oder nutzt das Kontakformular. Wir freuen uns immer über Feedback. 

 

Bis bald auf einer nächsten Tour 

Carmen und Thomas

Carmen und Thomas auf Wanderschaft
Wanderung von der Alp Flix nach Sur

*** ENDE ***


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