Kameratyp: Spiegelreflex vs. spiegellose Systemkamera

Nachdem ich euch etwas über die Vor- und Nachteile der beiden gängigsten Sensorgrössen APS-C und Vollformat erzählt habe, ist es an der Zeit, etwas über die verschiedenen Kameratypen zu erfahren. Wie bei den Sensorgrössen gibt es auch hier mehrere verschiedene Typen, von denen allerdings 2 mit Abstand am häufigsten sind. Es sind dies die Spiegelreflexkameras (DSLR) und die spiegellosen Systemkameras (DSLM). Ich werde mich deshalb bei meinen Ausführen auf diese beiden Kamertypen  beschränken. 

 

DSLR oder DSLM - wo liegt der Unterschied?

Wie man schon an den Abkürzungen für die beiden Kameratypen erkennen kann, ist der Unterschied zwischen den beiden eigentlich gar nicht so gross - ist ja nur ein Buchstabe...

 

DSL steht für 'digital single lens' und bedeutet: eine digitale Kamera mit einer einzelnen Linse. Beides sind also digitale Kameras mit einem (in den meisten Fällen wechselbaren) Objektiv. Der Unterschied liegt somit im letzten Buchstaben.

 

 

DSLR = Spiegelreflex Kamera

Bild: Wikipedia
Bild: Wikipedia

Das 'R' in DSLR steht für 'reflex' und zwar, weil ein Spiegel in der Kamera das Licht umlenkt. Der Sinn dahinter ist, dass man durch den Sucher - in diesem Fall ein optischer Sucher - den Bildausschnitt so sieht, wie er später auf dem Foto sein wird. Das heisst der Spiegel lenkt das Licht, welches auf den Sensor fällt, so um, dass der Bildausschnitt im Sucher sichtbar wird. Beim Auslösen wird der Spiegel dann hochgeklappt und das Licht trifft durch das Objektiv nun direkt auf den Sensor. Dieses Hochklappen erzeugt auch das für Spiegelreflex-Kameras so typische 'Klick'-Geräusch. 

 

DSLM = spiegellose Systemkamera

Das 'M' in DSLM steht für 'mirrorless' - also spiegellos. Nimmt man das Objektiv der Kamera ab, kann man somit - wie im nebenstehenden Bild sichtbar - direkt den Sensor sehen.

 

Da es in diesen Kameras keinen Spiegel mehr gibt, kann es auch keinen optischen Sucher mehr geben. Damit man als Fotograf trotzdem eine Vorstellung bekommt, wie das Bild später aussehen wird, haben DSLM-Kameras einen digitalen Sucher oder zumindest ein Display, wo das spätere Foto digital dargestellt wird. Der Vorteil bei dieser digitalen Art der Bildvorschau ist, dass im Gegensatz zu einem optischen Sucher die Auswirkungen der getätigten Kameraeinstellungen bereits mit eingerechnet werden, d.h. man sieht durch den digitalen Sucher oder auf dem Display quasi bereits das fertige Foto schon vor dem Auslösen. 

 

DSLR und DSLM: Zwei verschiedene Kamertypen - aber welche ist nun besser?

Ob Spiegelreflex oder spiegellos - auf die Qualität der Fotos hat dieser Unterschied erstmal überhaupt keinen Einfluss, denn für die Bildqualität ist einzig und alleine der Bildsensor verantwortlich.

 

Es sind somit andere Faktoren die für den ein oder den anderen Kameratypen sprechen. Den einen ganz grossen Vorteil für das eine oder andere System gibt es hier aus meiner Sicht allerdings nicht, bei vielen der Faktoren geht es um subjektives Empfinden was man bevorzugt.

 

Ich versuche deshalb, euch die Unterschiede mit ihren Vor- und Nachteilen nachfolgend möglichst objektiv und wertungsfrei zu vermitteln.

 

DSLR vs. DSLM: Grössen- und Gewichtsunterschied

Der Verzicht auf das Spiegelsystem bei einer DSLM-Kamera ermöglicht eine viel kompaktere und somit auch leichtere Bauwiese, das heisst DSLM-Kameras sind in der Regel um einiges kleiner und leichter als ihre Spiegelreflex-Pendants. Dies erscheint auf den ersten Blick als grosser Vorteil für eine spiegellose Systemkamera und mag das für viele tatsächlich auch sein. Nicht wenige Fotografen empfinden gewisse DSLM-Kameras allerdings bereits als zu klein und somit zu unhandlich und umständlich in der Bedienung. 

 

Hier kann ich euch deshalb nur empfehlen, dass ihr euch eure Wunschkamera unbedingt vor dem Kauf in einem Fachgeschäft persönlich anschaut und prüft, ob sie euch gut in der Hand liegt und auch gut und einfach bedienen lässt. 

 

Sucher: optisch vs. digital - oder sogar ganz ohne

Wie bereits beschrieben ist ein grosser Unterschied zwischen den beiden Kamertypen die Art des Suchers. Während man durch den optischen Sucher einer Spiegelreflexkamera den Bildausschnitt genau so sieht wie mit blossem Auge, sieht man durch den digitalen Sucher quasi bereits das fertige Foto schon vor der Aufnahme. Zusätzlich bietet ein digitaler Sucher die Möglichkeit, sich gewisse Hilfsmittel wie ein Gitternetz oder das Histogramm direkt im Sucher mit anzeigen zu lassen. 

 

Ein digitaler Sucher kann für einen Einsteiger eine grosse Hilfe sein, ein erfahrener Fotograf wird darauf eher verzichten können. Den Vorteil der digitalen Bildvorschau hat man heutzutage meistens auch bei Spiegelreflexkameras, da diese in aller Regel über einen Bildschirm verfügen, auf welchem man sich wie in einem digitalen Sucher die Bildvorschau mittels 'Live View' anzeigen lassen kann.  

 

Im Gegensatz zu einem rein optischen Sucher verbraucht der digitale Sucher einer DSLM übrigens permanent Strom, dies kann deshalb die Akkulaufzeit ziemlich stark beeinträchtigen. Aufgrund der laufend besser werdenden Akkus mag dies bei neueren DSLM-Kameras kein grosser Nachteil mehr sein, sollte aber trotzdem nicht ganz ausser Acht gelassen werden - gerade falls man sich für ein älteres DSLM-Modell oder gar ein Occasions-Gerät entscheidet. 

 

Ein weiterer Faktor kann die Bildqualität des Suchers sein. Während in einem optischen Sucher die Bildqualität kaum beeinträchtigt sein kann, kommt es beim digitalen Sucher sehr auf die Qualität des Sucher-Bildschirms an. Hier gibt es zum Teil grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Kameras. 

 

Verfügbare Objektive

Während die spiegellosen Systemkameras erst in den letzten Jahren aufgekommen sind, sind Spiegelreflexkameras schon seit vielen Jahren weit verbreitet und etabliert. Dadurch ist die Auswahl an verfügbaren Objektiven für die Spiegelreflex-System derzeit immer noch um einiges grösser. 

 

Allerdings kommen laufend neue Objektive für DSLM-Kameras auf den Markt. Zudem gibt es die Möglichkeit, mit Hilfe von Adaptern gewisse DSLR-Objektive auch an einer DSLM-Kamera zu nutzen. Dies ist vorallem für Umsteiger von einer Spiegelreflex- auf eine Systemkamera ein grosser Vorteil. 

 

DSLM und Sensorflecken

Dieser Punkt würde mich zwar nicht vom Kauf einer spiegellosen Systemkamera abhalten - nervt mich aber um ehrlich zu sein doch immer mal wieder an meiner DSLM Kamera.

 

Aufgrund des fehlenden Spiegels liegt der Sensor bei einem Objektivwechsel völlig ungeschützt frei und auch wenn man beim Wechsel der Objektive noch so schnell und vorsichtig ist, es sammelt sich auf dem Sensor schlicht und einfach mehr Staubkörner an als bei einer Spiegelreflexkamera - und diese können dann wiederum als Sensorflecken auf den Aufnahmen ersichtlich sein.

 

Auf der anderen Seite ist bei einer spiegellosen Kamera der Sensor dafür auch viel einfacher zu reinigen, da er eben frei zugänglich ist. Man kann den Sensor also relativ einfach mit einem Blasebalg wieder sauber pusten oder mit speziellen Sensorreinigungs-Stäbchen reinigen. Auch hier also Vor- und Nachteil zugleich.  

 

Fazit

Man darf heute wohl davon ausgehen, dass der spiegellosen Systemkamera die Zukunft gehört. Einem Einsteiger würde ich deswegen wohl auch eher eine DSLM-Kamera empfehlen. 

 

Für einen zufriedenen Besitzer einer funktionierenden Spiegelreflexkamera gibt es aus meiner Sicht jedoch kaum Gründe auf eine DSLM-Kamera zu wechseln. Spätestens aber wenn ohnehin ein Kamera Neukauf ansteht, sollte man auch hier eine DSLM zumindest in Betracht ziehen. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0